logo_duechting.gif

Osthofenfriedhof, Grabstätte für Früh- und Totgeburten

osthofenfriedhof.jpg

Ein Hauch von Leben

Auf dem Osthofenfriedhof in Soest gibt es auf dem Feld 39 seit 2004 ein Grabfeld, auf dem Fehl- und Totgeburten anonym beigesetzt werden können.

Im Sommer 2007 haben die Grünen Damen des Stadtkrankenhauses mich beauftragt, einen Entwurf für ein Grabzeichen zu fertigen und im Herbst des gleichen Jahres wurde meine Idee umgesetzt.

Sieben Steine, die einen begehbaren Ort bilden, sind auf diesem Grabfeld aufgestellt. In der christlichen Zahlensymbolik steht die Sieben für Gnade bzw. für Ruhe und Frieden. Die Sieben ergibt sich aus den Zahlen Drei für die Dreifaltigkeit und Vier als Symbol für die Welt, die Vier Elemente, die Wind- und Himmelsrichtungen. Der niedrigste dieser Steine trägt eine Mulde, in der sich Wasser sammelt. Wasser ist Ursprung und Quell allen Lebens. Wenn Vögel hier trinken oder baden, wird etwas spürbar von dieser Ursprünglichkeit und Lebendigkeit. Das Boot als Zeichen der Reise, die ein Verstorbener antritt, als Zeichen der Bewegung und als Zeichen der Überquerung und des Übergangs.

Die Blumen als Zeichen lebendiger und gelebter Erinnerung. Der Schmetterling als Zeichen des Wandels und Fortbestands von Leben. Beide Motive beschreiben den Kreislauf des Lebens. Die Kerzen, der Kerzenstein: hier kann ich ein Grablicht aufstellen, hier kann ich also etwas tun: In dem Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Leid werden Angebote für Handlungen essentiell.

Das Haus versinnbildlicht unseren Wunsch, dass wir den verstorbenen Menschen aufgenommen und geborgen wissen möchten.

Die Schrift: „Ein Hauch von Leben“. Junges Leben, dem die Kraft zum Leben fehlte, geht. Die Schrift verliert sich allmählich in der Steinoberfläche.

Das Kreuz, das Zeichen der Auferstehung und der Überwindung des Todes; es erhebt sich aus der Steinoberfläche.

In diesen Zeichen und Bildern soll sich christliches Gedanken- und Glaubensgut widerspiegeln. Es ist ein offener Ort entstanden, den ich besuchen und begehen kann. Ich kann etwas hinterlegen, ich kann die Steine berühren, der Ort lädt mich ein zu verweilen. Die erkennbaren Motive in ihrer Unterschiedlichkeit grenzen nicht aus, vielmehr wollen sie in der Trauer Hilfe und Trost bieten. Vor allem Kindern ist es möglich, diese Steine zu berühren und somit den Tod zu „begreifen“.

Die Steine bilden in ihrer jeweiligen Einzelform und in ihrer Zusammenstellung diese Fläche. Durch ihre matt geschliffene Oberfläche sind die Steine angenehm zu berühren und zeigen ihren freundlich warmen Farbton. Die umgebende Fläche ist mit Lippekies befüllt und mit einem Streifen aus Natursteinpflaster zur Rasenfläche abgegrenzt. Die Einfassung bildet die Form eines Bootes. Alle Steine stehen im Zeichen von Reise, Bewegung und Wandel.